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Frauen in der Wirtschaft – mehr als Gendergerechtigkeit

Lange Zeit betrachtete man das Thema »Frauen in der Wirtschaft« als rein politisches, soziales und kulturelles Anliegen. In der Tat sind in vielen OECD-Ländern junge Frauen sogar zunehmend besser ausgebildet als junge Männer, verdienen aber in vergleichbaren Positionen dennoch weiterhin im Schnitt weniger. Die Spitzen zeigen sich dabei nicht nur in höheren Positionen, sondern wirken sich vor allem im Niedriglohnsegment aus: Frauen droht ein höheres Risiko, ihr Leben in Armut zu verbringen.

Das Bundeskabinett hat in seinem Jahreswirtschaftsbericht 2022 nun erstmals ein Sonderkapitel aufgenommen, bei dem die Gleichstellung der Geschlechter als wichtiger Punkt aufgenommen wurde. Denn abgesehen von den erwähnten sozialen Aspekten, sind zunehmend auch ökonomische Gesichtspunkte zu berücksichtigen, wenn es um die wirtschaftliche Teilhabe von Frauen geht. Umfrageergebnissen zufolge ist »die Geschlechtergleichstellung weltweit ein entscheidender Faktor für individuellen ökonomischen Fortschritt sowie subjektives Wohlbefinden und Zufriedenheit«.

Gleichstellung als Wirtschaftsfaktor

Mehr und mehr wird die Geschlechtergleichstellung als wirtschaftlich unabdingbar gesehen – sie ist ein Faktor, der für eine bessere Integration und Ausschöpfen des produktiven Potenzials aller Erwerbstätigen sorgt. Auch vor dem Hintergrund des demografischen Wandels und für die Stabilisierung der Staatsfinanzen sowie sozialen Sicherungssysteme ist die Gleichstellung zu einem nicht mehr zu vernachlässigendem Wirtschaftsfaktor geworden. 

Belegt werden diese Aussagen aus dem Jahreswirtschaftsbericht der Bundesregierung mit einer Vielzahl empirischer Studien, die aufzeigen, wie signifikant die negativen Auswirkungen von Geschlechterungleichheit auf wirtschaftliches Wachstum ist. Diese Tatsache zeigt sich vor allem in Schwellen- und Entwicklungsländern. Folgt man den Autoren einer McKinsey-Studie, steigert eine zunehmende Beschäftigung und Führungsmöglichkeit für Frauen die Effektivität erheblich: Unternehmen mit mehr als 30 % weiblichen Führungskräften waren demnach profitabler als solche mit einem geringeren Anteil. Vergleichbar ist dieser Vorteil auch für Unternehmen mit einer ethnisch divers besetzten Führungsriege. 

Tendenz steigend

Wirft man einen Blick auf die Entwicklung der Erwerbstätigenquote in Deutschland ist ersichtlich, dass der Frauenanteil stetig zunahm. Waren es lt. Statistischem Bundesamt im Jahr 2010 noch 69,7 %, so verzeichnet man 2020 76,8 % erwerbstätige Frauen. In Anbetracht der erfreulichen Entwicklung hat sich die Bundesregierung zum Ziel gesetzt, »den Trend der letzten Dekade fortzusetzen und vor allem Anreize für eine Ausweitung des Arbeitsvolumens zu setzen, da immer noch viele Frauen in Teilzeit arbeiten«. Auch wenn die Lohnlücke zwischen Frauen und Männern zwischen 2021 und 2020 um fünf Prozentpunkte gesunken ist, stellt die Bundesregierung hier fest, dass »die Verbesserungen noch nicht ausreichend sind, da der durchschnittliche Bruttostundenlohn von Frauen immer noch 18 % unter dem der Männer liegt«. Um hier gegenzusteuern, ist die Weiterentwicklung des Entgelttransparenzgesetzes vorgesehen. Zudem wird sich die Regierung auf europäischer Ebene für eine »ehrgeizigere Ausgestaltung der EU-Richtlinie zur Lohntransparenz« einsetzen. 

Ebenfalls gestiegen ist der Anteil weiblicher Führungskräfte in Unternehmen – dieser liegt in Aufsichtsräten bei 35,6 % (2015: 25 %) und in Vorständen bei 15,8 % (2015: 5,3 %). Eng damit verknüpft ist die Entwicklung der Kinderbetreuung, bei der die Regierung ebenfalls noch Nachholbedarf sieht. Die Betreuungsquote lag im vergangenen Jahr bei 47 % bei Drei- bis Fünfjährigen sowie bei 16,5 % bei Null- bis Zweijährigen. Ein Investitionsprogramm mit Schwerpunkt auf der Qualität der Kita-Plätze soll hier künftig greifen. 

Weitere Informationen zu diesem Thema finden sich auf der Website des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz unter www.bmwk.de/Redaktion/DE/Dossier/frauen-in- der-wirtschaft.html


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