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Der Strom kommt (nicht) aus der Steckdose … und sein Preis steigt

Steigende Energiekosten machen Unternehmen und Verbrauchern das Leben immer schwerer. So lag der durchschnittliche deutsche Großhandelsstrompreis mit 96,85 Euro/MWh deutlich über dem Preis des Vorjahres (30,47 Euro/MWh) – im Jahresverlauf 2021 entwickelte er sich laut Bundesnetzagentur von durchschnittlich 54,96 Euro/MWh in der ersten Jahreshälfte zu 138,04 Euro/MWh in der zweiten. Sieht man sich die Zehn-Jahres-Entwicklung an, ist ebenfalls ein deutlicher Trend nach oben sichtbar. 

Wie entstehen Strompreise?

Der Strompreis setzt sich generell aus drei Komponenten zusammen: Im Jahr 2022 sind dies lt. Stromreport 35,6 % für Produktion, Vertrieb und Marge, 23,4 % Netzentgelt sowie 41 % staatlich veranlasste Steuern, Abgaben und Umlagen. Den größten Anteil der staatlichen Abgaben nimmt die Mehrwertsteuer mit 19 % ein. 

Die Preise für den Strom selbst unterliegen wie alle Wirtschaftsgüter dem Prinzip von Angebot und Nachfrage. In Deutschland existieren hierfür im Wesentlichen zwei Marktplätze in der Strombeschaffung: Der größte ist hierbei der außerbörsliche OTC-Handel, in dem Stromverkäufer und -einkäufer in direktem Kontakt stehen. Diese Verkaufsgeschäfte sind nicht öffentlich einsehbar, der Strompreis orientiert sich jedoch in der Regel am offiziellen Börsenpreis. Darüber hinaus splittet sich der OTC-Handel wiederum in einen Terminmarkt, bei dem Einkäufer ihren prognostizierten Bedarf langfristig decken sowie einen Spotmarkt, auf dem die restlichen benötigten Strommengen eingekauft werden. Für mittelständische Unternehmen ist es durchaus eine Überlegung, über ihren Stromanbieter oder spezialisierte Broker am OTC-Handel teilzunehmen und einen diesbezüglich individuellen Vertrag auszuhandeln. Dabei sollte der Jahresverbrauch jedoch über 100.000 kWh liegen.  

Zweiter Marktplatz der Strombeschaffung ist die Energiebörse EEX, wo zudem auch Gas, Kohle- und Öl-Produkte auf einem Spot- sowie einem Terminmarkt gehandelt werden. An der EEX schwanken die Strompreise naturgemäß stark, weisen jedoch derzeit ebenfalls steil nach oben: Kostete hier die Mega-Wattstunde im Jahr 2020 zwischen 40 und 50 Euro, so lag der Preis im Juli 2021 bei über 70 Euro. 

Gegensteuern – aber wie?

Der Bundesregierung ist die Belastung aufgrund steigender Energiepreise bewusst und sie möchte gegensteuern: So werden derzeit die Rahmenbedingungen für mehr Transparenz auf dem Strommarkt geprüft, um Anbieter besser vergleichen und gegebenenfalls wechseln zu können. Zudem sollen die derzeit regionalen Unterschiede bei den Übertragungsnetzentgelten mit dem Gesetz zur Modernisierung der Netzentgeltstruktur abgebaut werden. Darüber hinaus wird mit der verabschiedeten Abschaffung der EEG-Umlage ab dem Jahr 2023 der Kostendruck gemindert werden. Diese finanziert sich ab diesem Zeitpunkt vollständig aus dem Energie- und Klimafonds. Ob diese Maßnahmen langfristig ausreichen oder sich der Markt gar von selbst beruhigen wird, ist nicht absehbar und eher zweifelhaft. Fest steht, dass noch einige Zeit viel Geld in wertvolle Energie investiert werden muss. 

 

Quellen:
Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz https://www.bmwi.de/Redaktion/DE/Artikel/Energie/strompreise-bestandteile.html, Zugriff 30. März 2022
Bundesnetzagentur https://www.smard.de/page/home/wiki-article/446/384, Zugriff 30. März 2022
Strom-Report https://strom-report.de​, Zugriff 30. März 2022

Foto: kflgalore – stock.adobe.com


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